Belek, Türkische Riviera, Türkei
Neueröffnungsspezial mit diversen Sonderleistungen. Aha, Kaffeefahrt auf Türkisch?
Mein erster Gedanke: "Nein, das tu ich mir nicht an."
Mein zweiter Gedanke: "Warum nicht? Um mitreden zu können, mach ich den Spaß einmal mit." Diese Reise starte ich mit Null-Erwartungen, an die Reise selbst und an das Land. Ich bin gespannt, mit welchem Fazit diese Reise endet.
Also nimmt mich der Flieger von MNG Airlines - die heute nur noch Fracht und keine Passagiere mehr fliegt - von München nach Antalya mit. Nach einem tollen Sonnenuntergang landen wir mit 4 Stunden Verspätung auf dem Flughafen Antalya Havalimani. Das geht ja schon mal gut los. Von der Reiseleitung in Empfang genommen bringt uns der Transferbus ans Ende von Belek-Boğazkent. Weit ab von anderen Hotels mitten in fast unberührter Natur steht unser Neueröffnungsspezial-Hotel Viva Paradiso, das heutige Crystal Paraiso Verde Resort & Spa, zwischen grünen Wiesen und dem Ausläufer des Köprücay Flusses. Mittlerweile ist die Bebauung von Belek bis auf ein paar kleinere Grundstücke in der Nachbarschaft des Hotels fast abgeschlossen.
Nach Zimmerbezug bekommen wir unser erstes Abendessen im Hotel. Und ich muss sagen, reichhaltig, lecker, Qualität und Quantität vor allem der Desserts ist nicht zu übertreffen. Einquartiert in ein Familienzimmer mit Verbindungstür, das wirklich überaus geräumig ist, schlafe ich mit vollem Bauch ein.
Der nächste Tag beginnt mit einem wiederum reichhaltigen Frühstück, um gestärkt die nähere Umgebung zu erkunden. Wir fahren also mit dem Bus zum Manavgat-Wasserfall Richtung Side und steigen hier für ca. eine Stunde auf ein Boot und genießen den Ausblick auf die vielen Bootswerften am Ufer des Manavgat. Die Reiseleiter spielen derweil Backgammon. Allgegenwärtig ist das im Hintergrund verlaufende Taurusgebirge. Ich bin entzückt! Dieser Teil der Kaffeefahrt gefällt mir unglaublich gut. Die Gruppe verlässt das Boot und fährt auf dem Rückweg zum Hotel an Aspendos vorbei, wo wir einen kurzen Stopp an der Brücke von Aspendos machen. Die Ruinenstadt Aspendos mit dem monumentalen Theater steht leider nicht auf dem Programm.
Am darauffolgenden Tag heißt es um 5 Uhr früh aufstehen. Das Highlight der Reise steht an: Pamukkale mit seinen weißen Sinterterrassen und heißen Quellen. Ich freu mich schon!
Die 4-stündige Fahrt wird auf ca. halber Strecke unterbrochen. Die Pause wird genutzt für den ersten Stopp der Kaffeefahrt: einer Juwelenschleiferei. Nach einer kurzen Demonstration, woher die Steine stammen und wie sie verarbeitet werden, werden der Gruppe mehrere Verkäufer zugewiesen. Mit diversen Verkaufsargumenten versuchen die Verkäufer, die "Gäste" zu einem Kauf zu bewegen. Bleibt man standhaft und verneint höflich, ist man aus der Nummer aber auch schon so gut wie draußen. Am Hinterausgang warte ich sodann auf den Rest der Gruppe und steige wieder in den Bus. Dieses Spielchen treiben wir noch zwei weitere Male auf der Hin- bzw. der Rückfahrt: zum einen bei einer Lederwarenfabrik, zum anderen bei einer Teppichknüpferei in der Nähe von Denizli. Trotz des Kaffeefahrt-Charakters hat mich die Arbeit der Teppichknüpferinnen doch sehr bewegt. Wobei auch mir klar ist, dass die Knüpferinnen möglicherweise nur aus Demonstrationszwecken für uns geknüpft haben. Wer weiß?
Endlich angekommen in Pamukkale. Die durch die einzelnen Stopps insgesamt mehr als 4-stündige Fahrt hat sich absolut gelohnt! Der Ausblick vom Berg auf das Tal mit Blick über die Sinterterrassen ist ein einmaliges Erlebnis. Aus den heißen Quellen kommt bis zu 50° C heißes Wasser, das in den vielen Becken noch rund 30-35° C aufweist. Baden darf man hier allerdings schon lange nicht mehr. Die Bilder, die im Internet kursieren, dürften schon Jahrzehnte alt sein. Weil es sich örtlich anbietet, durchschreiten wir noch die antike Stadt Hierapolis. Ein Stückchen Griechenland in der Türkei. Und ich lerne: die alten Griechen, wie scheinbar auch die Türken, zelebrierten ihr tägliches "Geschäft" in der Gemeinschaft. Der Reiseleiter zeigt uns hierzu die Überreste eines Raumes, dessen frühere Bestimmung der gemeinschaftliche Toilettengang war.
Da es heute schon spät geworden ist, werden wir den Rückweg erst am nächsten Tag antreten und daher in einem Thermalhotel in der Nähe von Denizli übernachten. Was soll man sagen? Meine Erwartungen waren Null, daher kann ich von diesem Hotel gar nicht enttäuscht sein. Für eine Nacht war es ok.
Nach einer kurzen Nacht, bin ich richtig froh, wieder im Bus zu sitzen, der als Ziel unser komfortables, neues Hotel in Belek-Boğazkent hat. Die Rückfahrt führt uns vorbei am Sodasee der Firma Henkel. Hier wird Soda für die Waschmittelproduktion abgebaut. Was man auf so einer Rundreise doch nicht alles lernt.
Der vorletzte Tag steht zur freien Verfügung. Ich setze mich in ein Dolmus und lasse mich nach Serik, eine Kleinstadt im Hinterland von Belek, bringen, trinke in einem kleinen Café eine Tasse türkischen Apfeltee und schlendere vorbei an Obst- und Gemüseständen. Viel Sehenswertes gibt es hier nicht, aber der Kontakt zu den Einheimischen ist hier ganz anders als in einem Touristenzentrum. Abends nutze ich die Zeit im Hamam des Hotel-SPA und lasse den Abend in der Lobby bei einem Glas Wein und Klavierklängen ausklingen.
Am letzten Tag steigen wir noch einmal in den Bus und fahren Richtung Antalya auf den Basar. Leider macht das Wetter nicht so recht mit, sonst hätte ich gerne noch den malerischen Hafen von Antalya gesehen. Aber gut: Man kann nicht alles haben.
Mein Fazit von dieser "türkischen Kaffeefahrt" lautet: Wenn man den einzelnen "Verkaufsstationen" mit einer gewissen Zurückhaltung begegnet, sich nichts "aufschwatzen" lässt und für sich die Informationen herauszieht, die interessant sind und höflich aber bestimmt ablehnt, lässt sich eine solche Reise durchaus genießen, vor allem weil man weit herum kommt und viel von diesem schönen Land zu sehen bekommt.
In diesem Sinne: Güle güle Türkiye - Döneceğim
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