Boston, Massachusetts, USA · August 2017
Die nächste Station auf unserer Stadtrundfahrt ist die Kirche King's Chapel. Diese wurde 1688 für die britische Besatzung gebaut. Der Kirchturm wurde aus Kostengründen weggelassen und auch die Säulen sind nicht etwa aus Stein, sondern aus Holz. Heute werden in der Kirche Gottesdienste einer unabhängigen Gemeinde abgehalten. Die School Street bringt uns zu den nächsten Stopps. Wie der Name schon andeutet, stand hier die erste öffentliche Schule Amerikas, die Boston Latin School. Das Gebäude wurde 1745 abgerissen und es sind nur ein Mosaik und die Statue von Benjamin Franklin übrig geblieben. Franklin ist ein gutes Beispiel für den zweiten Bildungsweg. Er hat die Schule geschmissen und war trotzdem (oder deshalb?) einer der hellsten Köpfe seiner Zeit. Wir verdanken ihm unter anderem den Blitzableiter, die Brille, den offenen Kamin und die Glass Harmonika. Er war auch der erste, der den Golf-Strom im Atlantik kartierte. Ein Multitalent sozusagen.
Die Old City Hall befindet sich direkt neben der Statue. Das alte Rathaus war von 1865 bis 1969 Sitz des Bürgermeisters und ist nach dem Auszug der Regierung 1969 zu Büroräumen umgebaut worden. Vorbei am alten Corner Book Store (links an der Ecke) kommt man auf die Washington Street; Rechts ist das Old South Meeting House. Hier hat es Ende des 18. Jahrhunderts politisch gebrodelt. Am 16. Dezember 1773 fand eine Versammlung statt, die dann in der Tea Party ausuferte. Die Bostoner wollten die horrenden Teeabgaben an die Briten nicht mehr zahlen und es wurde heiß über mögliche Lösungen diskutiert. Nachdem die Möglichkeit, den Tee einfach nach England zurückzuschicken, ausgeschlossen wurde, hat Samual Adams schließlich das Reden für sinnlos erklärt.
Ein anderes wichtiges Ereignis der Stadtgeschichte fand am und im Old State House statt. Dieses befindet sich an der Ecke Washington Street/State Street. Hier spielte sich das politische, geschäftliche und bürgerliche Leben ab. 1770 wurden 5 Zivilisten beim Boston Massaker getötet. Dieses Ereignis führte zu schwelendem Wiederstand gegen die Britische Besatzung und endete 1776 mit der Verlesung der Unabhängigkeitserklärung vom Balkon auf der Ostseite. Heute ist das Gebäude ein Museum und eine Umsteigestation der U-Bahn.
Die nächste Station auf der Rundfahrt ist die Faneuil Hall und der Quincy Market. Auf dem Weg dahin liegt auf der linken Seite das meiner Meinung nach hässlichste Gebäude dieser Stadt. Das Government-Center ist ein großer, grauer Betonklotz und verunstaltet das Stadtbild. Naja, man muss ja nicht hingucken, sondern kann sich rechts halten und den Straßenkünstlern zuschauen, die auf dem Quincy Market ihre Shows darbieten. Vor der Faneuil Hall ist seit Jahren der Stammplatz einer Rap Gruppe. Eine Gruppe farbiger Jungs, die die Menge mit Akrobatik und Humor unterhalten die Zuschauer. Auf der Rückseite des Gebäudes gibt es immer wieder einmal einen Zauberer oder einen Jongleur. Die Vorführungen der beiden sind einen Blick wert.
Faneuil Hall wurde 1742 von Peter Faneuil der Stadt gespendet. Hier siedelten sich damals Fischer, Schlachter und andere Händler an, um ihre Waren anzubieten. Auch heute dient Faneuil Hall und Quincy Market als Treffpunkt zum Mittagessen, Ausruhen und zum Einkaufen. Im Quincy Market gibt es eine reichliche Auswahl an Essen und Trinken. Rechts und links vom Gebäude kann man einen Schaufensterbummel machen. Oder man setzt sich einfach draußen hin und genießt sein Bier und schaut dem Treiben rundherum zu (einer meiner Lieblingsbeschäftigungen und sehr unterhaltsam). Nachdem man Energie getankt hat, kann es weitergehen in Richtung Wasser. Über den "Grünstreifen" (hier befand sich vor dem berühmten Big Dig die Hauptverkehrsstraße und Autobahn durch Boston, nun ist es fast ein Erholungsgebiet), geht es hinein ins North End. Die Hannover Street wird von italienischen Restaurants dominiert. Biegt man rechts in die Richmond Street und von dort links in die North Street ab, findet man auf dem North Square das Paul Revere House.
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